Montag, 3. März 2008
Armseligsprechung
"...wir haben uns dann leider von einem sehr armseligen Publikum hier im Moment, wie sich das so wiedergibt, muss man ganz einfach, darf man sich nicht so locken lassen..."
sprach Holger Stanislawski gestern im DSF nach der 3:4 Niederlage seiner Paulianer in Offenbach.
Was war geschehen? Die ersten 30 Minuten Spiel auf ein Tor, das von St. Pauli, jedoch ohne nennenswerte Gefahr. In dieser Zeit machte ein gewisser Trojan bei den Hamburgern auf sich aufmerksam, in dem er ständig ohne Fremdeinwirkung auf den Boden fiel und sich wild beschwerte. Der Schiedsrichter pfeift nicht, dafür aber das Offenbacher Publikum. In der 30. Minute dann ein Pass von Trojan auf Schnitzler, den dieser zum 1:0 für St. Pauli ins Tor schiesst. Trojan läuft darauf hin in die Offenbacher Kurve zum Jubeln, zeigt den Zuschauern den Mittelfinger und deutet an, uns zusätzlich noch den Anblick seines Hinterteils zumuten zu wollen. Dieses Verhalten wird anscheinend vom Schiedsrichter übersehen. Nicht so natürlich vom Publikum. Es entsteht eine unglaubliche Anti-Stimmung gegen die Hamburger. Jeder Ballkontakt von Trojan wird mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert belohnt. Im Gegenzug schießt Offenbach übrigens, die Spieler ebenfalls mit Wut im Bauch, den Ausgleich. Kurz vor der Pause und kurz nach der Pause zieht St. Pauli auf 3:1 davon, das Spiel scheint gegessen. Bis zur 55. Minute. Ludwig begeht eine versuchte Körperverletzung an Sichone und geht daraufhin völlig zurecht duschen. Kurz darauf wechselt St. Pauli Trojan aus, der sonst mit ziemlicher Sicherheit Gelb-Rot gesehen hätte. Bei seiner Auswechslung wurde er vom Publikum noch einmal nett verabschiedet. Er bedankte sich, in dem er mit seinen Händen den Spielstand 3:1 anzeigte. Nun folgte ein einziger Sturmlauf der Kickers, die am Ende im 4:3 Sieg mündete. Manchmal kann Fussball auch gerecht sein };-)
Armselig, mein lieber Herr Stanislawski war das Verhalten einiger ihrer Spieler (insbesondere Trojan) auf dem Platz, armselig war auch ihr Interview. Das Offenbacher Publikum hat die Provokation des Herrn Trojan erstaunlich friedlich beantwortet, es hätte auch schlimmer ausgehen können. Ich weiß nicht, was im Falle einer Niederlage geschehen wäre. Ich hoffe, dass sich die Herren beim DFB diese Sache einmal genauer ansehen und dass Herr Trojan nachträglich für seine grobe Unsportlichkeit bestraft wird. Insgesamt ging der Sieg übrigens total in Ordnung, da Offenbach über die 90 Minuten die deutlich aktivere Mannschaft war.

Also um die vielen angestauten negativen Emotionen der letzten Tage loszuwerden, war das ein ganz hervorragendes Spiel, dafür von meiner Seite dann doch ein klein wenig Dank an Herrn Trojan und auch an die Erbauer des Zauns zwischen Fans und Spielfeld...

Nachtrag:
"...Ein auf Biegen und Brechen erzwungener Sieg einer anarchischen Horde. Eigentlich genau das, was sonst angeblich die Fans am Millerntor so auszeichnen soll. Dass diese jedoch in Zeiten von Einlaufmusiken "Hells Bells" und Tormusiken "Blur - Song 2" in Wirklichkeit nur noch kommerzialisierte Clowns darstellen, wurde ihnen am Bieberer Berg in Offenbach eindrucksvoll bewusst gemacht. Ein historischer Sieg urwüchsiger, kraftvoller und ungezügelter Fankultur..."
Zitat aus "Die Welt", 03.03.08

Treffer, versenkt! Hehe...

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