Dienstag, 1. April 2008
M.
Er ist ein Offebacher Original um die Mitte fuffzig und Stammgast in meiner Stammkneipe. Bei unserem ersten Aufeinandertreffen saß ich in der Kneipe und habe ein Spiel von 96 auf Bezahlfernsehen verfolgt. Er bemerkte meine Unterstützung der hannöverschen Helden und kam zu mir. "Hier bass ma uff, es gibt im Fußball nur EINEN Club! NUUUUR der OFC!" Im Laufe des Abends provozierte er mit diversen Sprüchen immer mal wieder, um mich aus der Reserve zu locken (ist anscheinend so seine Art). Ich reagierte auf meine Art: Ich konterte. Das schien ihm zu gefallen, es entwickelte sich ein angenehmes Streitgespräch, das den ganzen Abend andauerte und die verschiedensten Themen streifte. Ich habe mich sehr amüsiert und er wohl auch.
Ein paar Wochen und einige Aufeinandertreffen später fragte er mich nach einem weiteren Fußballabend in der Kneipe, ob ich Lust hätte noch auf einen Ebbelwoi mit zu ihm zu kommen. Da ich solche Angebote selten ausschlage, zeigte er mir seine Wohnung, ein sehr geschmackvoll eingerichteter Altbau. Wir tranken zu viel von dem Ebbelwoi und obendrauf noch einen guten Tropfen Calvados. Wir hörten eine ganze Menge seiner Platten und lachten viel. Trotz der Kopfschmerzen am nächsten Tag ein sehr gelungener Abend. Der komische Kauz war mir richtig sympathisch geworden und seitdem haben wir diverse Male zusammen in der Kneipe Fußball geguckt.
Am Sonntag war ich mal wieder dort. Es stand das Spiel 96 gegen die Spätzlekicker an. Normalerweise war M. an einem Sonntagabend auch dort zu finden. Da er nicht da war, fragte ich meinen Lieblingswirt nach ihm. "Er liegt im Krankenhaus, Hämathom im Kopf. Wie das gekommen ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, denn M. erinnert sich an nichts. Und an Niemanden! Sprechen kann er zwar, aber er hat Schwierigkeiten, die Dinge zu benennen." Ich stand da. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
M., werde gesund. Ich freue mich darauf, bald wieder Dein "Nur der OFC" aus vollstem Herzen zu hören!

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Niemals geht man so ganz
Eine tapfere Frau mit toller Schreibe. Sie ist von uns gegangen, aber ihre wunderbaren Beiträge bleiben zum Nachlesen und Nachdenken. Ruhen Sie in Frieden, Marion!

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