... newer stories
Montag, 9. März 2009
Auswärtsklatsche - Folge 10
jammernich, 11:55h
München also. Eigentlich hatte ich mir ja einen Allianzarena-Boykott verordnet, so war ich also noch nie in diesem Schlauchbootdingens. Da ich dann aber letztes Jahr die Einladung eines Vertriebspartners von uns erhielt, ich möge mir das Spiel doch für umsonst auf eine ihrer Buiseness Seats Gold Karten anschauen, habe ich nicht mehr ausweichen können. Also gut.
Samstag morgen gemütlich in den ICE und mittags in München angekommen. Erster Schock: Es schneit. Und ist schweinekalt. Na klasse. Vom Bahnhof zur Arena mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist relativ simpel, dauert halt ein wenig. An der Arena angekommen, erhielt ich einen Anruf meines Gastgebers, er würde etwas später kommen. Super. *frier*
Nachdem ich mich also erstmal vor dem Stadion mit einem Hellen von der Kälte abzulenken versuchte (dumme Idee ohne Handschuhe), schlug er dann so ca. 30 Minuten später auf. Wir begaben uns durch Tor 54 (Tor ist wörtlich zu nehmen, hier fahren die Manschaftsbusse und die Spieler-Audis auch durch), wobei man hätte alles mit reinnehmen können (wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mir das Schließfach am Bahnhof sparen können), Kontrollen gab es keine. Das war das erste Ungewöhnliche für mich. Dann ging es in das Gebäude der Allianzarena, man musste die Chipkarte vor eine Drehtür halten und fuhr dann mit Rolltreppen in die zweite Etage. Dort angekommen befand man sich plötzlich in einem riesigen Restaurant, mit Vollverglasung, durch die man auf das ziemlich ledierte Spielfeld schauen konnte.
Es gab kalte Vorspeisen, leckere Hauptspeisen und selbstredend Weißbier. Außerdem wurden auf großen LCD-Fernsehern die Partien Bayern-96 der letzten Jahre gezeigt. Schön noch einmal das 3:3 aus der Rangnickzeit zu sehen...
Nachdem wir nun also volle Mägen hatten, raus auf die Buiseness Seats. Also ungemütlich ist was anderes. Sicht hervorragend, wir saßen fast Höhe Mittellinie.
Mannschaftsaufstellung der Bayern, mäßige Lautstärke bei den Münchenfans bis der Name des Trainers genannt wurde. Ein gellendes Pfeifkonzert schallt durch die Arena. In der krassen Form habe ich sowas noch nicht erlebt, glaube ich.
Sport fand auch statt. Naja, es ging munter los, Bayern mit viel Druck über die linke Seite, Schweinsteiger in sehr guter Form. Hannover mit einigen Problemen in der Abwehr, aber dann ein schöner Konter, der noch schöner von Jiri abgeschlossen wurde. Ich freu mich und denke noch, wenn das mal nicht ein bischen früh ist. Die Bayern kurz verunsichert, aber 96 legt nicht nach, sondern zieht sich zurück. Großer Fehler. Außerdem haben Cherundolo und Andreasen Schweinsteiger überhaupt nichts entgegenzusetzen und können ihn immer wieder nur durch Fouls stoppen. Dass ich es in meiner Fankarriere noch nicht erlebt habe, das innerhalb von 10 Minten zweimal der exakt identische Freistoß (zugegeben sehr gut geschlagen) zu zwei Kopfballgegentoren führt, muss ich sicher nicht extra erwähnen. München jetzt sehr selbstbewusst, 96 kann sich kaum noch befreien. Eine sehr schöne Aktion des ebenfalls starken Altintops führt zum 3:1. Etwas Pech, Enke bekommt den Ball durch die Hosenträger. Kann aber nix machen.
Wir nähern uns dem Pausenpfiff (noch ca. 5 Minuten) und ein Großteil der Sitznachbarn um uns herum verlassen ihre Plätze und kehren zurück ins Restaurant. Nun gut, wir nicht, erst nach dem Pausenpfiff. Es gibt Kaffee und Torte.
Während einige auch zum Anpfiff von Hälfte Zwo noch weiterschlemmen, gehen wir pünktlich zurück auf unsere Plätze.
Die zweite Hälfte beginnt sehr träge. Bayern muss nix, Hannover kann scheinbar nix tun. Erst nach der Verletzung von Altintop ist im Bayernspiel plötzlich ein bischen der Schlendrian drin, Jiri Stajner mit einer hervorragenden Flanke auf den eingewechselten Rosenthal, der trifft aber das Außennetz statt des leeren Tores. Das hätte das Spiel nochmal spannend machen können. Im Gegenzug fällt quasi das 4:1 und die endgültige Entscheidung. Aber WIE. Ecke München. Die entscheiden sich für die kurze Variante. Das scheint man bei den Spielern von 96 noch nie gesehen zu haben, jedenfalls kann sich der Bayernspieler in aller Seelenruhe den Kopf, auf den er flanken möchte, aussuchen, denn da ist weit und breit kein hannöverscher Spieler, der ihn daran zu hindern versucht. Kopf Poldi, Tor. Enke beißt sich auf die Lippen und reißt sich auch sonst irgendwie zusammen, Olli Kahn hätte die Jungs vermutlich schwer gebissen. Mit Recht übrigens. München nimmt das Tempo raus und spielt sich gemütlich den Ball zu. Passt dem Publikum gar nicht. Die sonst völlig stille Arena pfeift ihr Team aus. Wohlgemerkt beim Stand von 4:1. Gut, was auf der einen Seite funktioniert, kann man ja auf der anderen Seite auch nochmal... kurze Ecke, rechts. 5:1. Ich sitze mit offenem Mund da und bin sichtlich beeindruckt von so viel Unvermögen. Ebenso der hannöversche Anhang, der seit einigen Minuten in fassungsloser Starre verharrt.
Insgesamt muss ich mal sagen, dass man eher das Gefühl hatte im Kino zu sitzen, nicht nur weil diese Buiseness Seats so unheimlich bequem sind, sondern auch, weil die Haupttribüne das ganze Spiel über den Mund nicht aufbekommt.
Nach dem Spiel wieder rein, noch ein letzter Snack, ein weiteres Weißbier und man bekommt die Statistik auf den Tisch gelegt. Alle Spiele, alle Tore drängen mir noch das ebenso grausame Spiel der Hamburger auf und unter den Bayernfans (wenn man diese Leute Fans nennen darf) im Restaurant hebt sich die ohnehin gute Laune noch ein wenig. Ich bin bedient. Auf dem Weg nach draußen noch eben dem belgischen Abwehrrecken der Bayern vors Auto gelaufen, er hat lächelnd gewunken.
Danach mit einer guten Freundin noch einen bierlastigen und netten Abend in München verbracht, bevor ich am Sonntag den Heimweg antrat.
Fazit: Das ist mal so gar nicht meine Fußballwelt diese ganze Gold Sponsor Geschichte. Aber in diesem Falle war das ganz gut so. Irgendwie kam einem das nicht wirklich wie ein Fußballspiel vor, welches man live im Stadion miterlebt hat, insofern hielt sich der Bauchschmerz wegen der 5:1 Klatsche in Grenzen. Zumindest bis ich am nächsten Tag einen Blick auf die Sonntagszeitungen werfen konnte...
Samstag morgen gemütlich in den ICE und mittags in München angekommen. Erster Schock: Es schneit. Und ist schweinekalt. Na klasse. Vom Bahnhof zur Arena mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist relativ simpel, dauert halt ein wenig. An der Arena angekommen, erhielt ich einen Anruf meines Gastgebers, er würde etwas später kommen. Super. *frier*
Nachdem ich mich also erstmal vor dem Stadion mit einem Hellen von der Kälte abzulenken versuchte (dumme Idee ohne Handschuhe), schlug er dann so ca. 30 Minuten später auf. Wir begaben uns durch Tor 54 (Tor ist wörtlich zu nehmen, hier fahren die Manschaftsbusse und die Spieler-Audis auch durch), wobei man hätte alles mit reinnehmen können (wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mir das Schließfach am Bahnhof sparen können), Kontrollen gab es keine. Das war das erste Ungewöhnliche für mich. Dann ging es in das Gebäude der Allianzarena, man musste die Chipkarte vor eine Drehtür halten und fuhr dann mit Rolltreppen in die zweite Etage. Dort angekommen befand man sich plötzlich in einem riesigen Restaurant, mit Vollverglasung, durch die man auf das ziemlich ledierte Spielfeld schauen konnte.
Es gab kalte Vorspeisen, leckere Hauptspeisen und selbstredend Weißbier. Außerdem wurden auf großen LCD-Fernsehern die Partien Bayern-96 der letzten Jahre gezeigt. Schön noch einmal das 3:3 aus der Rangnickzeit zu sehen...
Nachdem wir nun also volle Mägen hatten, raus auf die Buiseness Seats. Also ungemütlich ist was anderes. Sicht hervorragend, wir saßen fast Höhe Mittellinie.
Mannschaftsaufstellung der Bayern, mäßige Lautstärke bei den Münchenfans bis der Name des Trainers genannt wurde. Ein gellendes Pfeifkonzert schallt durch die Arena. In der krassen Form habe ich sowas noch nicht erlebt, glaube ich.
Sport fand auch statt. Naja, es ging munter los, Bayern mit viel Druck über die linke Seite, Schweinsteiger in sehr guter Form. Hannover mit einigen Problemen in der Abwehr, aber dann ein schöner Konter, der noch schöner von Jiri abgeschlossen wurde. Ich freu mich und denke noch, wenn das mal nicht ein bischen früh ist. Die Bayern kurz verunsichert, aber 96 legt nicht nach, sondern zieht sich zurück. Großer Fehler. Außerdem haben Cherundolo und Andreasen Schweinsteiger überhaupt nichts entgegenzusetzen und können ihn immer wieder nur durch Fouls stoppen. Dass ich es in meiner Fankarriere noch nicht erlebt habe, das innerhalb von 10 Minten zweimal der exakt identische Freistoß (zugegeben sehr gut geschlagen) zu zwei Kopfballgegentoren führt, muss ich sicher nicht extra erwähnen. München jetzt sehr selbstbewusst, 96 kann sich kaum noch befreien. Eine sehr schöne Aktion des ebenfalls starken Altintops führt zum 3:1. Etwas Pech, Enke bekommt den Ball durch die Hosenträger. Kann aber nix machen.
Wir nähern uns dem Pausenpfiff (noch ca. 5 Minuten) und ein Großteil der Sitznachbarn um uns herum verlassen ihre Plätze und kehren zurück ins Restaurant. Nun gut, wir nicht, erst nach dem Pausenpfiff. Es gibt Kaffee und Torte.
Während einige auch zum Anpfiff von Hälfte Zwo noch weiterschlemmen, gehen wir pünktlich zurück auf unsere Plätze.
Die zweite Hälfte beginnt sehr träge. Bayern muss nix, Hannover kann scheinbar nix tun. Erst nach der Verletzung von Altintop ist im Bayernspiel plötzlich ein bischen der Schlendrian drin, Jiri Stajner mit einer hervorragenden Flanke auf den eingewechselten Rosenthal, der trifft aber das Außennetz statt des leeren Tores. Das hätte das Spiel nochmal spannend machen können. Im Gegenzug fällt quasi das 4:1 und die endgültige Entscheidung. Aber WIE. Ecke München. Die entscheiden sich für die kurze Variante. Das scheint man bei den Spielern von 96 noch nie gesehen zu haben, jedenfalls kann sich der Bayernspieler in aller Seelenruhe den Kopf, auf den er flanken möchte, aussuchen, denn da ist weit und breit kein hannöverscher Spieler, der ihn daran zu hindern versucht. Kopf Poldi, Tor. Enke beißt sich auf die Lippen und reißt sich auch sonst irgendwie zusammen, Olli Kahn hätte die Jungs vermutlich schwer gebissen. Mit Recht übrigens. München nimmt das Tempo raus und spielt sich gemütlich den Ball zu. Passt dem Publikum gar nicht. Die sonst völlig stille Arena pfeift ihr Team aus. Wohlgemerkt beim Stand von 4:1. Gut, was auf der einen Seite funktioniert, kann man ja auf der anderen Seite auch nochmal... kurze Ecke, rechts. 5:1. Ich sitze mit offenem Mund da und bin sichtlich beeindruckt von so viel Unvermögen. Ebenso der hannöversche Anhang, der seit einigen Minuten in fassungsloser Starre verharrt.
Insgesamt muss ich mal sagen, dass man eher das Gefühl hatte im Kino zu sitzen, nicht nur weil diese Buiseness Seats so unheimlich bequem sind, sondern auch, weil die Haupttribüne das ganze Spiel über den Mund nicht aufbekommt.
Nach dem Spiel wieder rein, noch ein letzter Snack, ein weiteres Weißbier und man bekommt die Statistik auf den Tisch gelegt. Alle Spiele, alle Tore drängen mir noch das ebenso grausame Spiel der Hamburger auf und unter den Bayernfans (wenn man diese Leute Fans nennen darf) im Restaurant hebt sich die ohnehin gute Laune noch ein wenig. Ich bin bedient. Auf dem Weg nach draußen noch eben dem belgischen Abwehrrecken der Bayern vors Auto gelaufen, er hat lächelnd gewunken.
Danach mit einer guten Freundin noch einen bierlastigen und netten Abend in München verbracht, bevor ich am Sonntag den Heimweg antrat.
Fazit: Das ist mal so gar nicht meine Fußballwelt diese ganze Gold Sponsor Geschichte. Aber in diesem Falle war das ganz gut so. Irgendwie kam einem das nicht wirklich wie ein Fußballspiel vor, welches man live im Stadion miterlebt hat, insofern hielt sich der Bauchschmerz wegen der 5:1 Klatsche in Grenzen. Zumindest bis ich am nächsten Tag einen Blick auf die Sonntagszeitungen werfen konnte...
... link (1 Kommentar) ... comment
... older stories