Dienstag, 1. März 2011
Kiez, Rauch und Championsleague
Wenn man ständig hört, dass es ein Erlebnis sei, das Millerntor zu besuchen, dann muss man das ja mal irgendwann ausprobieren. So entschieden wir uns also der altehrwürdigen Heimstätte des etwas anderen Hamburger Fußballvereins einen Besuch abzustatten.

Auf der Hinfahrt werden Ergebnistipps abgegeben. Ich sage 3:0, füge hinzu, dass ein dreckiges 1:0 in der 90. aber auch in Ordnung wäre.

Geparkt haben wir in einer Straße mit (nennen wir es mal dezent) Discount-Rotlicht-Clubs. Das ist dann zumindest schon anders als bei anderen Auswärtsfahrten.

Und sowieso ist es ja eigentlich immer wieder nett, dem Hamburger Kiez einen Besuch abzustatten. Aber es ging diesmal ja in erster Linie um Groundhopping, also gingen wir dann schnellen Schrittes die paar Meter Richtung Stadion.

Auch hier sollte es sofort etwas anders sein als anderswo. Für ca. 2000 Gästefans gab es dann doch 2 Ordner zum Abtasten, damit dauerte es geschlagene 30 Minuten, das Stadion zu betreten. Während der Wartezeit hatte man dafür aber Gelegenheit, die Füße zu baden. Auf den sandigen Wegen waren nämlich riesige Pfuetzen, so dass einem gepflegten Schlammbad nix entgegenstand.



Etwas später wurden spontan Maßnahmen ergriffen, um die Designerschuhe der 96-Anhänger vor den Matschmassen zu schützen (kam für meine Treter leider zu spät):



Im Gästeblock dann wieder etwas, dass diesen kultigen Kiezclubtempel von anderen Stadien der Republik unterscheiden sollte: Man konnte so gut wie nix außer dem Zaun sehen. Nun, zumindest nicht, wenn man weiter unten stand.

Hinzu kam noch, dass der Rasen zwar grün lackiert worden war (sic!), aber auch dadurch nicht verbergen konnte, dass jeder niedersächsische Acker bessere Bedingungen geboten hätte. Das Spiel passte sich dem allgemeinen Niveau des Millerntors an. Es war grauenhaft. Ein Hoch und Weit-Gebolze übelster Sorte.

Wir nutzten die Halbzeitpause, um unseren Standort weiter nach oben zu verlagern, so dass wir dann tatsächlich etwas vom Spielfeld sehen konnten. Allerdings erst nach ca. 5 Minuten, denn vorher vernebelten einige Besucher des Blockes das Geschehen:



Der darauf folgende Polizeieinsatz war dann wohl nach Schilderungen etwas unverhältnismäßig, konnte man aber oben auf Grund der Vernebelung durch den Rauch nicht wahrnehmen.

Es folgten die zweiten 45 Minuten, die nahtlos an die ersten anknüpften. Ein durch und durch langweiliges und sicher nicht bundesligawürdiges Gekicke. Zwar hatte 96 deutlich mehr Spielanteile und auch die besseren Chancen, aber nach Fußball sah das definitiv nicht aus.

In der 89. Minute dann eine Ecke für Pauli. Ich fluche, hat doch Asamoah einfach nur den Ball ins Toraus geschossen. Da der gute Gerald ja bekanntlich schon seit über 10 Jahren nicht mehr für 96 kickt, bedeutet das dann ja im Grunde Abstoß. Sieht auch Pinto so und fordert den Schiri auf, doch bitte Asamoah zu fragen. Der gibt zu, dass kein Hannoveraner mehr am Ball war. Der Abstoß von Zieler führt dann zu einem genauso unberechtigten Freistoß für 96. Diesmal aber keine Proteste. Pinto ballert drauf, aber Kessler pariert in Weltklasse-Manier. Ecke Pinto, Kopfball Schulz. 0:1. Da ist es, mein dreckiges 1:0 in der 90.

Der Fußballgott scheint bei Hannover die letzte Saison wieder geradebiegen zu wollen. Durch den grandiosen Sieg des künftigen deutschen Meisters beim amtierenden Meister findet sich Hannover 96 nach dem 24. Spieltag auf dem 3. Platz wieder.

Nächste Woche das direkte Duell gegen den FC Bayern um den CL-Quali-Platz. Normalerweise eine klare Angelegenheit für den Rekordmeister. Aber was ist diese Saison schon normal?

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